Internationale Wochen gegen Rassismus

Wir schreiben das Jahr 1960.

In dem südafrikanischen Gebiet Sharpeville herrscht seit Jahrzehnten der Native Urban Areas Act. Eine Reihe von Gesetzen, die für eine Freiheitseinschränkung des Bevölkerungsanteils mit dunklerer Hautfarbe sorgen sollen. Menschen, bei denen dies zutrifft, mussten aus erster Hand erleben, wie es ist systematisch diskriminiert und ausgestoßen zu werden.

Die meisten Betroffenen lebten aufgrund des um 1900 stattgefunden Burenkrieges bereits in Armut. Nun kamen zusätzlich nach und nach Regelungen hinzu, die ihre wirtschaftliche Lage nur noch verschlimmerten. So wurde die Anzahl an Menschen mit dunkler Hautfarbe auf eine bestimmte Zahl beschränkt. Und selbst wenn die Einreise möglich war, konnte man dies nur mit einem Arbeitsvertrag und einer monatlichen Gebühr bewerkstelligen. Sobald der Arbeitsvertrag beendet wurde, mussten die Betroffenen Sharpeville verlassen. Ausgenommen waren dabei bspw. Lehrer, Landbesitzer, Geistliche und Dolmetscher. Also jede Person, die noch einen Nutzen hatten oder systemrelevant für die Regierung waren.

Ein Landbesitzer zu werden, wurde allerdings zur Herausforderung, da der Native Urban Areas Act schon seit 1923 eine Einschränkung auf Reservate beinhaltete. Reservate oder auch genannt Homelands waren durch die Regierung definierte Gebiete, in denen nur Personen mit dunklerer Hautfarbe leben sollten zur Isolierung dieser vom Rest. Kaufinteressenten, die dies betraf konnten also nur noch Land kaufen, die zu diesen Gebieten zählten.

Hintergrund dessen war die allseits vorhandene Propaganda der Smuts-Regierung, welche über Jahrzehnte die Bevölkerung mit der Rede einer „schwarzen Gefahr“ spaltete.

Die Bezeichnung Smuts ging dabei von Jan Christiaan Smuts aus. Ein südafrikanischer Staatsmann und General, welcher aufgrund der damaligen britischen Kolonisation über eine enorme politische Macht verfügte und allein zwei Mal das höchste Amt als Premierminister der Südafrikanischen Union belegte.

Neben dem Native Urban Areas Actwurde ebenfalls ein Referenzbuch eingeführt. Dieses musste ähnlich wie ein Personalausweis immer mitgeführt werden, allerdings mit dem Unterschied, dass dies eben nur für Menschen mit dunklerer Hautfarbe galt und ein Verstoß dieser Richtlinie eine sofortige Geldstrafe oder Freiheitsstrafe zur Folge hatte.

Durch eben diese Diskriminierung fand am 21. März 1960 in Sharpeville eine Demonstration gegen die Gesetze statt. Eine von der Regierung ungern gesehene Aktion, welche mit Waffengewalt aufgelöst wurde und 69 tote Demonstrierende sowie 180 Verletzte hinterließ. Dies ist nun mehr bekannt als Massaker von Sharpeville.

Die gewaltsame Reaktion der Regierung sprach sich schnell herum und führte direkt zu weiteren Demonstrationen und Aufruhen in einigen Gebieten. Diese wurden ebenfalls gewaltsam unterbunden allerdings ab dahin nur noch mit Schlagstöcken anstatt Maschinengewehren.

Am 30. März rief die südafrikanische Union den Ausnahmezustand aus. Es kam zu tausenden Verhaftungen und die beiden Parteien ANC und PAC, welche sich für die Demonstranten aussprachen, wurden kurzerhand für illegal erklärt. Daraufhin radikalisierten sie sich und kämpften von da an gegen die systematische Unterdrückung und Ausbeutung der schwarzen, südafrikanischen Bevölkerung (Apartheid).

Die Regierung selbst machte im darauffolgenden Jahr ebenfalls eine gewaltige Veränderung durch, bei der sie aus den Commonwealth of Nations austrat, einer Vereinigung britisch kontrollierter Kolonien, und erklärte sich nach einer Wahl zur Republik Südafrika. An der Wahl selbst konnten allerdings nur hellhäutige Menschen teilnehmen. Erst in den 80ern begann eine Annäherung an die ANC, was schlussendlich zu freien Wahlen ab 1994 führte.

Auf internationaler Ebene wurde die Regierung erstmals nach dem Massaker von Sharpeville durch den UN-Weltsicherheitsrat kritisiert, mit der Forderung die Rassentrennung aufzuheben.

Sechs Jahre später wurde durch die Vereinten Nationen der Tag des Massakers, der 21. März, zum Internationalen Tag gegen Rassismus erklärt.

In Südafrika ist heutzutage der 21. März als „Tag der Menschenrechte“ bekannt.

1979 wurde der Gedenktag mit der Einführung der internationalen Wochen gegen Rassismus erweitert.

In Deutschland wurde der Internationale Tag gegen Rassismus erst im Jahr 1994 vom Interkulturellen Rat in Deutschland e. V. eingeführt.

Finanziert durch öffentliche, zivilgesellschaftliche und gewerbliche Zuwendungen sowie aus privaten Spenden, wurde dies schnell zu einer Woche voller Veranstaltung, die auf die Auswirkungen von Rassismus in Vergangenheit und Gegenwart aufmerksam machen sollen und insbesondere die Opfer des Massakers in Gedenken halten sollen. Im Laufe der Jahre wurde die Anzahl von Veranstaltungen so hoch, dass aus einer Woche mehrere wurden.

Seit 2014 gibt es zusätzlich eine Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, welche sich nicht nur gegen Rassismus wendet, sondern auch gegen Antisemitismus und Gewalt im Allgemeinen.

Schlussendlich lässt sich bis zum heutigen Tage eine aufsteigende Häufigkeit von Anti-Rassismus-Aktionen beobachten. Und obwohl Rassismus sich weltweit immer weniger offen zeigt, sind wir als Menschheit weit davon entfernt Rassismus endlich loszuwerden. Denn selbst wenn es durch die öffentliche Meinung geächtet wird, hat Rassismus nach wie vor einen Platz in vielen Köpfen der Menschen. Oftmals sogar unbewusst.

Hierbei darf man allerdings nicht vergessen, dass Menschen nicht als Rassisten auf die Welt kommen. Ihre Umgebung und Erziehung macht sie dazu. Frühe anti-rassistische Bildung und Aufklärung eines jeden Menschen ist daher umso wichtiger und stellt auf lange Sicht das beste Mittel gegen Rassismus da.

Wichtig ist es, dass man nicht erst gegen Rassismus aktiv wird, wenn es Menschen schon das Leben gekostet hat und sich unabhängig von Aktionstagen damit auseinandersetzt.

Engagiert euch, macht euch stark, setzt ein Zeichen!