Die deutsche Bildungspolitik

Die deutsche Bildungspolitik hat ein Problem! Sei es die enorme Chancenungleichheit bei Kindern in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die mangelnde Priorisierung der Bildung in der Politik, der zunehmende Lehrermangel oder das wachsende Desinteresse der Schüler*Innen.

Und obwohl diese fundamentalen Problematiken Schülern*Innen, Eltern und sogar Lehrer*Innen auffallen, scheint sich nichts zu ändern.

Wie kann das sein?

Nun wir denken, dass zunächst einmal die Politiker*Innen Deutschlands sich des Ausmaßes der Probleme nicht bewusst sind. Immerhin liegt Deutschland laut den PISA-Studien der letzten Jahre immer über dem Durschnitt. Daraus wird geschlossen, dass es so schlimm ja gar nicht sein kann. Außerdem erhält das Bildungssystem 4,3% des Bruttoinlandsproduktes. Auf den ersten Blick mag es als viel erscheinen, jedoch zeigt sich, dass es lange nicht ausreicht. Denn sowohl wir, als auch viele andere, erleben tagtäglich, wie die eigene Schule unter mangelndem Budget leidet und gerade die Digitalisierung in den Klassenräumen nicht zeitgemäß ist.

Beispiel: Wie viele von euch kennen aus dem Unterricht den Overhead-Projektor?

Ein Gerät aus 1960.

Und solche veralteten Hilfsmittel, wie der Overhead-Projektor, beschränken zwangsweise die Vielfalt an Möglichkeiten/Methoden, die im Unterricht für das Lernen und Einprägen genutzt werden könnten. Mal abgesehen davon sind die meisten Hilfsmittel, die in der Schule verwendet werden, alles andere als nachhaltig und umweltbewusst.

Doch selbst wenn es zur Digitalisierung käme, viele Lehrer*Innen besitzen nicht die Kenntnis die Technik und Programme richtig einzusetzen. Der Ausnahmezustand der Corona-Krise hat das bewiesen, indem der Unterricht von Video-Chats abhing, von denen die meisten Lehrer*Innen keine Ahnung hatten. Ein Grund dafür ist vermutlich das erhöhte Alter der meisten Lehrer*Innen und ihr Vertrauen in „altbewährtes“.

Nicht zu vergessen, dass ein Großteil der „Lehrer*Innen“ keine wirklichen Lehrkräfte sind. Es sind Gelehrte, die zwar Fachwissen besitzen, jedoch keine pädagogischen Kompetenzen aufweisen. In einigen Fällen kommt es sogar dazu, dass Eltern bzw. Personen eingestellt werden, die überhaupt keine Kompetenzen besitzen, jedoch trotzdem Schüler*Innen unterrichten müssen, da es sonst niemand macht. Nicht nur ist damit keine Garantie gegeben, dass Schüler*Innen tatsächlich die Kompetenz von „Lehrkräften“ erhalten, die zu erwarten ist, es lässt außerdem Freiraum für Rassismus und Autoritätsmissbrauch im Unterricht. Gerade bei der Bewertung der Schüler*Innen kann immer unterschwelliger Rassismus einen Einfluss nehmen, ohne dass es nachweisbar ist.

Das Schulsystem selbst, also gerade die Aufteilung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium, verursacht eine Chancenungleichheit unter den Schüler*Innen verschiedener Gesellschaftsschichten.

Das System wurde nach dem ersten Weltkrieg eingeführt und sorgt automatisch für Ungleichheit. Die Hauptschule wurde eingesetzt für die sogenannte „Arbeiterschicht“ überwiegend für Landwirtschaft und Industrie. Die Realschule ist für die „Mittelschicht“ und Verwaltungsaufgaben gedacht gewesen. Und das Gymnasium bildet die sogenannte „Elite“.

Hamburg bildet seit 2010 eine Ausnahme. Denn hier gibt es mittlerweile eine Aufteilung in Stadtteilschule und Gymnasium. Doch das Prinzip bleibt dasselbe.

In beiden Fällen tritt eine Stigmatisierung von Schüler*Innen am Gymnasium und Schüler*Innen an Stadtteilschulen bzw. Real- und Hauptschulen auf. Abschlüsse an Gymnasien werden automatisch als besser gewertet und verschaffen damit den Schüler*Innen an anderen Schulen einen Nachteil, auch wenn beide Abschlüsse dieselbe Kompetenz des Schülers oder der Schülerin garantieren.

Dadurch entsteht eine Chancenungleichheit, die durch Vorurteile und veraltete Methoden verursacht wird.

Selbstverständlich ist die Auswirkung der ursprünglichen Funktion des Schulsystems nicht mehr so extrem wie damals. Dennoch wird immer eine Ungleichheit bleiben solange keine grundlegende Reform entsteht.

Dies ist nämlich nicht das einzige Überbleibsel aus früherer Zeit, das immer noch Bestand hat. Das Prinzip der 45 Minuten Schulstunde zum Beispiel, stammt aus preußischer Zeit. Aus einer Zeit in der die Schulen militarisiert wurden. Immerhin sind die Klassenräume an Schulen nicht ohne Grund nach wie vor wie Kasernen eingerichtet.

Gerade diese geschaffene Atmosphäre im Klassenraum und die ansteigende Inkompetenz vieler Lehrer*Innen sorgt für ein Desinteresse bei Schülern. Die Schüler*Innen werden in der Theorie des Systems pauschalisiert. Andersdenkende und Nachzügler*Innen bleiben außen vor.

http://bidok.uibk.ac.at/library/schueler-kommentare.html

Die Art des Lernens wird nicht einmal auf die entsprechende Generation angepasst.

Vor allem angepasste Kontexte und Beispiele könnten in Schulthematiken angebunden werden, um Schüler*Innen wenigstens ein bisschen zu zeigen, dass das in der Schule Gelernte sich in Ihrem Alltag wiederfinden lässt.

Wobei solche Ansätze schwierig zu finden sind, da viele Thematiken, die in der Schule behandelt werden, keine tatsächliche Verwendung im heutigen Alltag besitzen. Gerade in den Oberstufen fängt das Schulsystem an die Schüler*Innen in den Fächern zu spezialisieren. Ein Spezialwissen, dass für die Meisten weder eine Funktion besitzt noch Freude bereitet. Das Hauptproblem dabei ist, dass die Schüler*Innen am Ende ihrer Schullaufbahn zwar in allen belegten Fächern Spezialwissen besitzen, ihnen es jedoch an Grundwissen im Alltag mangelt, wie zum Beispiel bei der Abrechnung von Steuern. Solche Dinge obliegen dann der Verantwortung der Eltern/Erziehungsberechtigten, obwohl eigentlich die Schule für Bildung zuständig ist. Immerhin wird z.B. das Abiturzeugnis auch „Zeugnis der Reife“ genannt.

Doch was bedeutet dann „Reife“?

Mal abgesehen davon werden viele Schüler*Innen durch die Separierung der Fächer automatisch zu Fachidioten*Innen. Sie können zwar das Gelehrte aus Büchern und anderen Medien wiedergeben, doch es mangelt ihnen daran ihr Wissen aus verschiedenen Fächern verknüpfen zu können.

Neben diesen Problematiken gibt es noch viele andere, die seit Generationen in der Bildungspolitik auftreten. Wir sind uns bewusst, dass dieser erste Kommentar einen ausschließlich kritischen Blick verwendet, doch dies ist für uns nur der erste Schritt, um die Herausforderungen der Bildung in Deutschland und damit auch in Altona zu erfassen und anschließend mit konstruktiven Lösungen zu bewältigen. Wir fordern, dass die Politik anfängt die Perspektive von Schüler*Innen zu berücksichtigen.

https://youtu.be/fxvvMjDCo_4